Eine Basler Erfolgsgeschichte

    Wie es die Startup Academy schaffte, zur grössten Startup-Begleitorganisation zu wachsen

    Die Startup Academy wurde 2010 in Basel gegründet und hat sich am Picassoplatz zur grössten Startup-Begleitorganisation in der Region und zu einer der grössten der Schweiz entwickelt. Basel ist der älteste Standort des gemeinnützigen Vereins Startup Academy Schweiz, der in der ganzen Schweiz Startups mit der Wirtschaft und den Hochschulen vernetzt. So auch in Liestal und im grenznahen Lörrach. Vor Kurzem liess die Startup Academy aufhorchen mit einem neuen Rekord.

    (Bilder: zVg / Startup Academy) 150 Startups wurden im vergangenen Jahr an den acht Standorten der Startup Academy Schweiz begleitet – das ist ein Rekord.

    150 Startups wurden im vergangenen Jahr an den acht Standorten der Startup Academy Schweiz begleitet – das ist ein Rekord. Begleitend dazu gab es eine Wertschöpfungsstudie, die ebenfalls aufhorchen liess: Pro Startup erreichte man die Wertschöpfung von durchschnittlich CHF 86’847.

    Die Bachelor Thesis «Wertschöpfungsstudie zur Initiative Startup Academy – lokal, regional und national» von Chloé Locher und Cédric Kolleran (entwickelt in der FHNW) hat aufgezeigt, welche monetäre Wertschöpfung das Begleitprogramm der Startup Academy erbracht hat. Sie ging den Fragen nach, welche quantifizierbaren Auswirkungen das Begleitprogramm der Startup Academy auf die relevanten Wachstumsindikatoren der begleiteten Startups hat und welche Kernbotschaften aus den erhobenen Daten gezogen werden, um die Wertschöpfung der Startup Academy darzustellen.

    Hier am Picassoplatz schlägt das Herz der Startup Academy.

    Viele Neugründungen mit positiver Wirkung auf die jeweiligen Wirtschaftsstandorte
    Solche Studien erreichen eine hohe Aufmerksamkeit, weil die Thematik aktuell ist. Die Start­up-Szene in der Schweiz ist äusserst lebendig und dynamisch, wie bereits an dieser Stelle mehrfach berichtet. In der Schweiz gab es letztes Jahr die Rekordzahl von 46’842 Neugründungen, deren positive Wirkung auf die jeweiligen Wirtschaftsstandorte unbestritten ist. Rund 300 sind klassische Startups, die sich durch einen starken Innovationsgeist und ein grosses Wachstumspotenzial auszeichnen. In der ersten Dekade der 2000er-Jahre gab es vergleichsweise weniger – nämlich nur einige Dutzend davon. Dieser Trend wird durch Programme des öffentlichen und privaten Sektors gefördert, die jungen Talenten helfen sollen, Managerin oder Manager zu werden und Investitionen anzuziehen. Das in Startups investierte Kapital verdreifachte sich in wenigen Jahren und überschritt 2018 erstmals die Schwelle von einer Milliarde Franken. Viele junge Unternehmen profitieren vom Innovationsvorsprung der Schweiz, etwa von der Pharmaindustrie, der Mikrotechnik und den Finanzdienstleistungen. Gleichzeitig tragen sie dazu bei, diese traditionellen Sektoren zu regenerieren, indem sie ihnen die Möglichkeit bieten, neue Märkte zu erschliessen. Zum Beispiel in den Bereichen Biotech, Medtech oder Fintech.

    Wertschöpfung sicht- und nachweisbar machen
    Was bisher fehlte, waren wissenschaftsbasierte Daten in Bezug auf Non-Profit-Organisationen wie der Startup Academy, die Jungunternehmen begleitet und dabei auf ein Netzwerk an freiwilligen Mentorinnen und Mentoren, Expertinnen und Experten sowie Studierende setzt. Bei der Förderung entsteht zweifellos ein positiver sozialer Effekt, der in die Gesellschaft zurückfliesst. Natürlich interessiert in diesem Zusammenhang auch die monetäre Wertschöpfung. Für die beiden angehenden Betriebsökonomen Chloé Locher und Cédric Kolleran ging es darum, die generierte Wertschöpfung der Startup Academy monetär darzustellen, um es externen Stakeholdern vorweisen zu können. Neben einer wissenschaftlichen Literaturrecherche und der Analyse von Fachliteratur wurde eine Befragung von 150 Startups durchgeführt, die durch die Startup Academy gefördert wurden. Es nahmen 51 Startups teil (Rücklaufquote 34 Prozent).

    Die Ergebnisse sind erstaunlich: Die Reichweite der 51 befragten Startups wurde zwischen dem Beginn des Begleitprogramms und dem Zeitpunkt der Erhebung um insgesamt 48’143 (!) Kunden vergrössert, was mathematisch einen Mittelwert von 982 Neukunden pro Startup ergäbe. Bei 78 Prozent der Startups ergab sich eine Vergrösserung des Kundenstammes. Ergebnisse der schriftlich und mündlich durchgeführten Umfrage zeigten, dass zwischen rund 20 und 40 Prozent des Unternehmenswertwachstums eines Startups dank der Startup Academy erfolgte. Bei den 40 Startups, die bereit waren, auch ihre Finanzzahlen offenzulegen, betrug der durch die Startup Academy geschaffene Wert zwischen CHF 2,2 und 4,8 Millionen Franken. Ausserdem hatte sich der Personalbestand der Startups von 114 auf 227 nahezu verdoppelt. Mit Blick auf die lokale Wirtschaft an den acht Standorten Basel, Liestal, Olten, Bern, La Côte, Tessin, Zürich und neu Lörrach, an denen die Startup Academy im vergangenen Jahr ihre 150 Startups begleitete, ist folgende Erkenntnis der Wertschöpfungsstudie besonders ermutigend: «Pro Startup generiert die Startup Academy eine Wertschöpfung zwischen CHF 54’913.55 und CHF 118’780.50.» Im Schnitt also 86’847 Franken.

    Zunahme von Unternehmensgründungen mit innovativen Ansätzen
    Bereits Anfang 2019 sagten in einem Interview an dieser Stelle Markus Fischer, CEO der StartUp Academy, und Björn Thoma, Projektleiter bei Innovation Basel, dass man in der Region «eine weitere Zunahme von Unternehmensgründungen mit innovativen Ansätzen in allen Branchen» erwarten würde. Und so ist es dann auch geschehen.

    Es gibt in Basel viele Bestrebungen, innovative Startups zu unterstützen. So prämieren zum Beispiel die Basler Zünfte und Ehrengesellschaften mit dem Projekt «Innovation Basel» innovative Geschäftsideen. Voraussetzung für die Teilnahme: Die Idee muss einen Bezug zur Region Basel aufweisen. Das Engagement findet Anklang, das zeigen viele der spannenden Projekte der letzten Jahre. Zudem wächst auch die Gruppe der Partner. Neben dem Gewerbeverband Basel-Stadt, der Bürgergemeinde der Stadt Basel, der jobfactory und der GGG Basel ist auch die Christoph Merian Stiftung (CMS) mit dabei. Auch KTI, Venture Kick/Challenge, FHNW, BEKB und die Handelskammer BB sind aktive Unterstützer. Ebenso findet eine enge Zusammenarbeit mit der Startup Academy Basel statt. Es unterstützt die Gewinner von «Innovation Basel» mit Begleitprogrammen im Wert von 12’000 Franken.

    JoW/DaC
    Quelle: StartupAcademy


    Startup Academy

    Die Startup Academy ist ein gemeinnütziger Verein, der Menschen mit Geschäftsideen und Menschen mit Wissen und Erfahrungen zusammenbringt. Sie unterstützt, begleitet und vernetzt Startups ab der ersten Geschäftsidee über einen Zeitraum von 18 bis maximal 24 Monaten für CHF 80 pro Monat. Im Rahmen eines Zusammenarbeitsvertrags erhält das Jungunternehmen auf seine Bedürfnisse abgestimmte Leistungen im Rahmen eines Begleitprozesses. Unter anderem durch Mentoring durch eine erfahrene Berufsperson, Business-Checks und Beratungsstunden mit Experten, Teilnahme an den monatlichen Informationsveranstaltungen, Austausch mit anderen Startups und vieles mehr. Die gemeinnützige Initiative begleitet aktuell 89 Startups und hat sich mit seinen über 240 berufserfahrenen Freiwilligen als kompetente Begleiterin von Startups in den ersten beiden Jahren («early stage») positioniert. Covid-19 bedingt hat die Startup Academy alle Workshop und Events rasch auf Online-Formate umgestellt. Dazu Markus Fischer, Geschäftsführer der Startup Academy Basel: «Mit dem Virtual Venture Caffè haben wir ein neues Format entwickelt. Die Nachfrage ist so gross, dass wir das in Zukunft zum festen Angebot machen werden.» Nicht nur das, bei den virtuellen Brown Bags war die Teilnahme von bis zu 55 Personen fast doppelt so gross wie sonst. Im 2020 sind bereits 28 neue Startups ins Begleitprogramm aufgenommen worden, 20 seit dem Lockdown vom März – klar mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

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