Gastgewerbe zieht an einem Strick

    Die deutschsprachigen Verbände der Hotellerie und Gastronomie tauschten sich kürzlich über die national unterschiedlichen Herausforderungen der Coronakrise aus. In der Diskussion war man sich länderübergreifend einig, dass es bezüglich Reisefreiheit in Europa und bei der Umsetzung der Schutzkonzepte mehr Koordination braucht.

    (Bild: pixabay)

    In einer gut zweistündigen Videokonferenz diskutierten 20 Vertreter der deutschsprachigen Verbände der Hotellerie und Gastronomie auf Einladung von HotellerieSuisse kürzlich die aktuellen länderübergreifenden Herausforderungen der Branche. Im Zentrum des Austauschs standen die Auswirkungen der Coronakrise und die Bewältigung der verheerenden Langzeitfolgen für die Branche.

    Vereinheitlichung tut Not
    Eine wirkungsvolle Massnahme sähen die deutschsprachigen Verbände in einem einheitlichen Vorgehen bei der Erweiterung der Reisefreiheit innerhalb von Europa und bei der Anwendung der unterschiedlichen Branchen-Schutzkonzepte. Die geltenden Schutzkonzepte der Tourismusbranche unterscheiden sich von Land zu Land oder sogar innerhalb des Landes stark. Das führt zu Verunsicherung bei den Gästen und dämpft somit das Geschäft. Ein positives Zeichen ist die die Aufhebung der Maskenpflicht für Gäste, die Verlängerung der Sperrstunde auf 1 Uhr oder die Reduktion der Distanz zwischen den Tischen auf 1.5 Meter in Österreich, die Öffnung der Hotel-Wellnessbereiche in Österreich und der Schweiz oder die Erhöhung der Gruppengrösse pro Tisch in allen Ländern.

    Bewusstsein für die Situation des Business-Tourismus muss gestärkt werden
    Während Betriebe im deutschsprachigen Raum, die auf den Freizeittourismus und den Nahmarkt fokussiert sind, langsam steigende Buchungszahlen vermelden, so verzeichnen Hotels und Restaurants mit vorwiegend Businesskundschaft, oder mit Fokus auf Fernmärkte, für den Monat Juni immer noch eine durchschnittliche Auslastung von sehr tiefen 10 bis 15 Prozent. Da sich dies in diesem Jahr nur langsam verbessern wird, schauen sie in eine düstere Zukunft. «Wir müssen der Öffentlichkeit und insbesondere der Politik klar aufzeigen, dass wir hier von zwei Teilbranchen mit grossen Unterschieden bezüglich Kundschaft und Angebotsgestaltung reden», meint HotellerieSuisse Präsident Andreas Züllig stellvertretend für alle Beteiligten. Einschneidend ist auch, dass die Regierungen und einige Unternehmen weiterhin das Arbeiten im Homeoffice empfehlen und Dienstreisen untersagen.

    Das gewonnene Profil nutzen
    Die deutschsprachigen Verbände sind sich einig, dass sie die Anliegen der Hotellerie und Restauration während der Coronakrise in der Politik mit Nachdruck vertreten konnten und die Branche politisches Gehör gefunden hat. Das in den vergangenen Monaten gewonnene Profil muss nun genutzt werden, um für die besonders stark betroffenen Betriebe und Regionen aller Grössenordnungen weitere Unterstützung zu erwirken. Je nach Land geht es hier um die Verlängerung der Kurzarbeit, um nicht rückzahlbare Zuschüsse zu Betriebskosten, um Senkungen der Mehrwertsteuer oder um die Stundung von Rückzahlungen für Überbrückungskredite und Darlehen.

    pd

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